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Weimar, im Julius.

Gestern um zehn Uhr Morgens von Leipzig abgereist und Abends um zehn Uhr hier angekommen. – Sonderbar ward ich überrascht, als heute der Barbier mir sagte, er habe noch gestern mein Lied an den Abendstern zur Guitarre gesungen. Alles ist hier poetisch und musikalische. – [ Biedermann-Herwig Nr. 6013: Ein Jenaischer Student, Namens Hübbe, ersuchte mich, bei Goethe ein gutes Wort für ihn einzulegen, um vorgelassen zu werden; er kam als Deputirter der Studenten zu Jena, um die Wiederherstellung des Turnens zu bewirken. – [ Pniower Nr. 544: Bey Kanzler von Müller, der mir sagte, daß Goethe fleißig am zweiten Theil des Faust arbeite, worin Mephistopheles ihn in die diplomatischen Zirkel am Hofe Maximilians I. einführt. ]

Durch das Stillstehen meiner Uhr und Sondershausens angenehme Unterhaltung hätte ich beinahe die Stunde des Hofes verfehlt. Bei der Tafel traf ich unvermuthet mit dem Herzog von Holstein-Beck zusammen. Um sechs Uhr nach Belvedere zum Erbgroßherzog gefahren. Prinzeß Auguste sprach viel mit mir über den für sie höchst schmerzlichen Verlust ihrer Schwester. Die Erbgroßherzogin war gerührt über alles, was ich ihr vom Enthusiasmus der Berliner über ihre Tochter erzählte.

Mittagsessen bei Goethe, welcher im hohen Grade liebenswürdig war. ] Abends beim Kanzler von Müller. Vorlesung. Wolff improvisirte vortrefflich.