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RITTER à ÖRSTED.

München den 16ten August 1805 u. 17ten

Tausend Dank, mein treuer Freund, für deine beyden Briefe vom 12ten u. 23ten Jul., die ich vorgestern, u. gestern, hier erhalten habe. Zugleich aber auch meine herzlichste Beyleidsbezeugung in Hinsicht des schlechten Schicksals, was über deinen Vorsätzen waltete. Gäbe Gott, dass ich es rächen könnte, wie es dasselbe verdient!

Wir sollen also schreiben. Schon hatte ich ein recht artiges Zimmer in dem Hause, wo ich wohne, für dich in 109Beschlag genommen, alles war schon aufs schönste eingerichtet, aber es war umsonst. Wer aber kann es ändern. Verdient hast du es sicher nicht. Ich sehe ab von dem was du als Grund anführst, ich nehme bloss in Rücksicht, wie honnet du dich vor all deiner Anstellung gegen deine Regierung betrugst. Ich versichere dich, hättest du es gemacht, wie Steffens oder Möller, etc., es hätte nicht die geringste Schwierigkeit gehabt.

Du bist im Begriff ein Lehrbuch der Physik zu schreiben. Ich gratuliere dir zu dem Unternehmen. Es ist merkwürdig, dass wir gleiche Gedanken haben mussten. Auch ich ging seit dem System, damit um. Denn ich finde wohl, dass ohne gute Compendia die besten neuen Wahrheiten auch beym grösseren Publikum wenig Eindruck u. Verständniss machen werden. Es hat mich gejammert, wie ich Mayers Anfangsgründe der Naturlehre, u. noch in der 2ten Auflage, gefunden habe. Jetzt aber froh, dass sich nur jemand des beschwerlichen Geschäfts unterzieht, lasse ich gern auf einige Zeit von meinem Vorhaben ab. Ich habe mehr zu thun. Und ehrlich gesagt, hoffe ich dabey zu gewinnen. Ziemlich im Sinne des Zaunkönigs auf dem Adler. Du schreibst doch Deutsch? Wenigstens lass es auch Deutsch erscheinen.

Ich würde – fast – in Aphorismen schreiben. Vor dem Construiren fürchte ich mich, wie vor dem Tod. Wenigstens setze ich mich nie zum Construiren besonders hin. Ich muss die ächte Construction erst entdecken, dann reconstruire ich, u. stelle mich als Physiker freylich, als construirte ich sogleich.

Habe ich mich irgend zum ersten Male gewagt, die Fundamente der irrdischen Physik öffentl. in Augenschein zu nehmen, so ist es in dem System im 6ten Abschnitt gewesen. Ich habe mich aber wohl gehütet, es zur Hauptsache zu machen, u. auch daher recht wesentliche Dinge gar nicht genannt.

Ich will dir hier keine §§ zum Compendium liefern. Wäre das, so ständen sie schon gedruckt. Aphorismen aber, die du ordnen magst; sie werden dich gewiss an vieles erinnern.

Schwere. Du weisst aus den Beyträgen u. aus dem System, was ich unter Involution u. Evolution verstehe. Schwere = Involutionsgesetz = Wille (= dem freyen Act 110der Erde). Sie ist Contractionsphänomen, u. eigentl. Kant’s Attractivkraft.

Nicht das Homogene wird angezogen, insofern es homogen ist, sondern insofern es homogen wird u. erhalten wird (wieder wird), wird es angezogen. Alle Homogenität ist schon Involutionsproduct, u. die Schwere, die Involution, homogeneisirt.

Das der Schwere Entgegengesetzte = Evolutionsgesetz = Wider wille = Expansionsphänomen, u. eigentl. Kants Repulsivkraft. Es heterogeneisirt, strebt wenigstens darnach.

Kants Kräfte sind somit Evolution = Repulsiv-, u. Involution = Attractivkraft. Beyder Conflict giebt die Erscheinungsstuffe des Materiellen. Erstere ist „Force, pur arreter l’union", letztere die „Force, pour la favoriser". Damit aber sind nun die beyden Principien, welche getrennt oder geeint werden, noch nicht gegeben. Mit letztern aber hat man die Kantischen Kräfte verwechselt.

Licht. Das Licht ist Involutionsphänomen, sofern es nemlich leuchtet. Denn in dem Maasse ist es nicht differentiirt. Die Tendenz des Lichts in den Körpern ist, sie zu evolviren. Aber seine Wirkung auf Evolution absolut genommen, leuchtet es ganz u. gar nicht. Das „Farbenzerstreuungsvermögen" der Körper ist so gross, dass sie in der Mitte der Farbenbilder gar kein Licht mehr übrig lassen. Da nun alles Licht durch Farbenzerstreuung von den Körpern aufgenommen wird, so hat es auch nie u. nirgends als leuchtendes Licht erscheinen können. Es hat die Evolution der Erde unterstützt. Gegenwärtig aber ist die Evolution in der Hemmung, auf dem Wege zur Involution. Es hat erst dies hemmende zu heben, ehe es zur Evolution kommen kann, u. das Moment dieser Hemmung giebt das Moment des Lichtgrades. So ist das Licht in der Zunahme auf Erden begriffen, denn seine Macht in die irrdischen Körper sinkt immer mehr, wird immer mehr beschränkt. Vorher musste es buchstäblich „finster auf der Tiefe" seyn (hell in der Tiefe). Das war die Zeit der höchsten Herrschaft der Evolution. Noch jetzt muss das Licht auf die Seite der Natur, wo die Evolution (Evolubilität) noch am 111grössten ist, die mächtigste evolvirende Wirkung haben. Auf die Wasserseite oder die Seite D der oberen Erde (s. System, Abschn. VI). Das ist auch der Fall. Hier ist der Körper evolabel durchs Licht. Die Seite C ist weit weniger evolabel, die Seite B noch weniger. Hier reflectiren die Körper das Licht lieber sogleich (Wasser – Erde – Metalle).

(Verstehst du jetzt, was ich mit dem Prometheus will, der den Menschen das Feuer vom Himmel stahl – eigtl. mit dem Feuer (dem sichtbaren Licht) die Menschen. Im Fenchel barg er es. Organisation ist Involutionsphänomen, u. die Pflanzen früher wie die Thiere u. die Menschen. Die Felsen hat er geschmiedet, u. es nicht wissend, sich zugleich an sie. Die Nymphen des Okeanos, dann Okeanos selbst, kommen u. beklagen ihn – u. sich – denn sie stehen nun einsam, ausgesondert etc. etc.).

(Die Mosaische Schöpfungsgeschichte beginnt ebenfalls mit der Lichtwerdung – mit der Involution. Überhaupt halte ich die Mythe vom Prometheus für ein verdorbenes erstes Capitel Moses).

(Lies jetzt den Aeschylos (von Stollberg übersetzt), u. du wirst staunen, wer Aeschylos war, u. sein Prometheus, u. über ihn Jupiter und Saturnus. Durch dies Gedicht ist Aeschylos Restaurator dieser Mythen).

Eine tüchtige Physik muss durchaus mit der Mosaischen Schöpfung beginnen. Du wirst mich hier keinesweges für „gar zu biblisch" halten, wenn du erst wissen wirst, was in dem Buche alles steht. Lies, ich bitte dich sehr, (Herder’s) Aelteste Urkunde des Menschengeschlechts. B. I u. II. Riga, 1774. 1776. 4. Dies ist durchaus die Morgenröthe eines wahren Verständnisses derselben. Wie man aber auf den Bergen sie früher gewahrt, wie im niedrigen Thale, so haben auch viele jetzt noch nicht vernommen, was Herder schon vor 30 Jahren sah. Rufen wir wenigstens die Leute herauf auf den Berg, wenn es noch zu lange dauern sollte, bis sie ins Thal herabkommt.

(Es wird schwer halten, bis du dieses Buch auftreibst. Ist das der Fall, so schreibe mir’s. Ich kann dirs wohl aus Auctionen verschaffen, u. ich wünschte dir lange kein wertheres Geschenk gemacht zu haben.)

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Verhältniss des Lichts zur Wärme und Electricität. Hier werde ich sehr prosaisch werden, du wirst mich aber verstehen. Es bringt gute Hülfe. Wärme (thermometrische) ist Indifferenz aus + u. ÷ E. Aber die Electricitäten sind erst in stralende Wärme (= + E) und stralende Kälte (= ÷ E) übergegangen. Der Uebergang besteht, im Uebergang der Leitung durch die Fläche in die Leitung durch die Masse. Selbst zur electrischen Entladung (die Flasche, Säule etc.) gehen die Electritäten in + u. ÷ W (Wärme) (in stralende Wärme u. Kälte) über. Das Prismabild besteht in der Polarität von stralender Wärme u. Kälte, wo [sie] sich decken, u. insofern, ist – Licht da. Dafür macht [es] auch nur einen Theil des ganzen Spectrums aus. Vom + zum ÷ Conductor wird bey der Entladung dasselbe Spectrum gebildet, der Funke ist die sichtbare Mitte der Bilder. Die getrennten Farben sämtlich sieht man am „galvanischen Funken" u. dem electrischen von schwacher Spannung wirklich, so dass wir glauben müssen, bey hoher Spannung werden bloss die getrennten Farben zum Weiss durcheinander geworfen. Vielleicht ist auch hier das Spectrum concentrirter, so dass es gar nicht zur rechten Darstellung der Farben kommt. Dass stralende Wärme = + E, lehrt der Cuthbertson’sche Versuch mit dem brennenden Licht zwischen zwey Kugeln, wovon die eine +, die andere ÷ E hat. Nur die ÷ E Kugel wird erwärmt. Die + E stösst die stralende Wärme zurück. Ferner, die Geschichte des Glühens. Die stralende Wärme gleicht dem mindest brechbaren Theil des Spectrums, wo der Körper wärmer wird, verlassen ihn nach u. nach die mehr brechbaren; so geht er durch roth, gelb, in weiss über.

Der kalte Körper schickt zuerst die am meisten brechbaren Stralen aus (die ausserhalb des Violetts). Könnte man die Kälte hoch genug treiben, so würden die kalten Körper violett, dann blau, glühen (Durch Gay Lussac haben wir das Gesetz der Wärmeabnahme in der Atmosphäre bekommen. Es finden sich wirklich Kälten für die höhere Atmosphäre, die grösser sind, wie unsere künstlichen, u. ich behaupte, dass das Blau des Himmels ein Blauglühen der obern Atmosphäre, ein Glühen vor Kälte, seyn könne, u. gewiss zum Theil seyn müsse. Je durchsichtiger die Luft 113auch, desto blauer ist der Himmel. Und über die Kältestralungen von oben lies des Bres Essai sur le Frigorique 1) 1) J. P. Brès: Recherches sur l’existence du frigorique. Paris 1799. , was so toll es ist doch Wahrheit in sich hält).

Deine Eintheilung der Experimentalphysik in Mechanik u. Dynamik ist ganz gut. Nur erschrick nicht, wenn ich dir rathe, die Dynamik vor der Mechanik abzuhandeln. Denn: die Mechanik fängt da erst an, wo die Dynamik aufhört, u. die Grenze schwankt unaufhörlich. (Das Zerbrechen u. Zerreissen gehört auch nicht mehr in die Mechanik. Hier hören ihre Gesetze auf, u. es giebt noch etwas über der Mechanik, dessen Namen du selbst erfinden magst. Ich glaube ich habe schon einmal über diese Sache viel geschrieben u. ich wollte, dass du es wieder läsest.)

Wie die Mechanik gewöhnl. anfängt, das ist eine Mechanik nicht für Menschen, sondern meinetwegen für Engel. Sie nehmen die Elasticität erst hinterher hinein. Ich sage, sie sollen sie gleich von Anfang an respectiren, u. eine wirkl. Experimentalmechanik liefern. Früher haben sie wirkl. schon die Dynamik im Spiel, denn ein Tropfen Säure gegen einen Tropfen Alkali geworfen, diese theilen die Bewegung unter sich, u. gehen zusammen weiter. Mit Eisen gegen Magnet geworfen liesse sichs allenfalls auch prästiren. Es ist dasselbe.

Ob es eine Experimentalphysik und eine ganze Physik geben müsse, bezweifle ich sehr. Letztere ist nur immer der Lückenbüsser der ersten. Was auf der Welt ist denn nicht Erfahrung! Und komme ich nicht zu aller aus Absicht, aus Willkühr? – Unterscheidet der Ort, wo beobachtet wird? Dann bemerkt diesen, u. theilt nach ihm, nur läugnet nicht, dass ihr experimentirt habt. Im Grunde lässt sich aber auch alles, was zur Physik gehören kann, auf einem Ort beobachten. Und nur aus Ungeschicklichkeit glauben wir Wunder was erfunden zu haben, wenn wir das a priori u. seine Möglichkeit gewittert haben. Dies aber verhält sich zur wahren eigentlichen Beobachtung, wie der Pol zur Indifferenz, denn vom à posteriori soll, glaube ich, die Physik auch nicht viel wissen. Es ist eine Eductio e Medio, wo Gott der Cicerone ist.

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Vergiss nicht, dass wir Künstler seyn sollen. Kunst aber brauche ich dir nicht zu definiren. –

Noch muss ich nachholen, dass Wasser zwischen den Polen der Volt. Säule die + u. ÷ E auch als + u. ÷ W aufnimmt, nur insofern es durch seine Masse leitet, u. nur insofern [es] Hydrogen u. Oxygen giebt. Sind daher die Zwischenglieder zu gute Flächenleiter, so ist keine Massenleitung nöthig, daher entsteht auch kein Gas (wie in ???+ oder ∇+) oder doch nur wenig.

Hier muss dir auch ein Licht über erste u. zweyte Classe aufgehen, u. über die umgekehrten Erregbarkeiten. Ich gestehe aber, dass ich selbst es nur noch schwach sehe, will daher nicht eher drüber sprechen, bis ich fest bin.

Was Flächenleitung betrift, so vergiss nie, was Fläche wie wir sie haben können, eigentlich ist! Grenze zweyer Heterogenen. (Selbst das Vacuum hat seine Körperdignität, wie schon in Daltons Versuchen, auch hat es eine Wärmecapacität). Es ist höchst merkwürdig, wie sich hier die Electr. zu ihrer Leitung der Erregungsbedingungen bedient. Hier ist es recht deutlich, wie alle Leitung fortgepflanzte Erregung ist. Auch warum es so hart hält, bis die Leitung durch die Masse geht, wo nichts heterogenes gränzt, sondern erst welches gemacht werden soll. (Ladung der Metalle ist Folge von Massenleitung, Folge Leitung zweyter Classe. Daher verhalten sich auch die geladenen Enden zu dem Hydrogen u. Oxygen, in was, so Gott will, ich noch alle Körper durch tüchtige Säulen auflösen will, wie oxygenirtes u. hydrogenirtes Wasser zu Oxygen u. Hydrogen selbst.)

Meine Gedanken von Oxygen u. Hydrogen. Sie stehen zum Theil in den Beyträgen. ??? E u. ??? E. Daraus folgt, dass sich Oxygen durch E ÷, u. Hydrogen durch E +, zu Wasser bringen lassen müsse. Schon der Verbrennungsprocess von Oxygen u. Hydrogen zeigt, dass zu beyder Vereinigung, die eine wahre Entladung beyder gegen einander ist, beyde erst zu Leitern werden müssen, was durch die Erhitzung geschieht. Hieraus folgt, dass der Versuch gelingen werde, wenn man die + E in glühendheisses (leitendes) Hydrogen, die ÷ E in glühendheisses (leitendes) Oxygen, gehen lassen werde. (Über dieser Arbeit bin ich, u. 115ich werde hier in der Akademie damit debutiren). Ferner folgt, dass man geradesoviel + E zu einem Cubzoll Hydrogen werde nöthig haben, als ÷ E nöthig ist, es zu erzeugen, u. so viel ÷ E zu 1 Cz. Oxygen, als + E nöthig ist, es zu erzeugen. Daraus folgt, dass man hierzu Volt. Säulen nehmen muss, deren einen Pol man hinlängl. in einen Fluss ableitet, u. vom Tage höchstens die Reduction von 1 Cbzoll Oxygen z. B., zu Wasser, zu erwarten hat, wenn die Säulen wie gewöhnlich sind.

Ferner folgt, dass 14⅓ Oxygen (dem Gewicht nach) 50 Wasser, 85⅔ Hydrogen (dem Gew. nach) 50 Wasser geben werden. Und doch konnte nichts Ponderables hinzu noch hinweg! (Eigentl. vermuthe ich sogar noch mehr Wasser vom Oxygen, u. etwas weniges mehr vom Hydrogen, doch das lasse ich noch dahingestellt). Du wirst dich übrigens erinnern, dass wir dies schon in Ob. Weimar so nothwendig fanden. In nicht gar langem hoffe ich, ächten Bescheid geben zu können; die Anstalten sind getroffen. Dass Funken sehr grosser Säulen Wasser absetzen werden, glaube ich fest. Denn + und ÷ E ist als Indifferenz = Wasser. Machen sie doch schon den Weingeist wässrig, dass er Gas gibt, u. den Phosphor, etc. Bey noch grösseren Säulen erwarte ich Meteormasse (verkleidetes Wasser).

Das Azot hoffe ich durch + E auch zu Wasser zu bringen. Es fällt mir eine Bitte ein. Lies doch die Beyträge u. das System 6–8 mal. Ich schwöre darauf, dass mehr darin steht, als ich selber weiss, denn ich habe nicht ohne Salbung geschrieben, überall gegen das Ende nemlich.

Vom letzten Abschnitte des Systems, wusste ich, wie ich fertig war, wörtlich nichts mehr. Ich schrieb in einer der göttlichsten Frühlingsnächte, in hehrer Stimmung, bey offnen Fenstern und tiefster Stille, das Schlagen der Nachtigallen ausgenommen. Es müssen einige Töne von ihnen darinnen seyn. – So was schreibe ich aber nur dir u. zwar, weil ich glaube, dass es wahr ist. – Weiss ist verschiedene Male erschrocken, er meinte fast, ich habe ihm Stücke von seinem Leben genommen. – –

Vom Magnetismus weiss ich dir kaum viel mehr zu sagen, als was im System oder den Beyträgen steht, u. was ich dir am 11ten März schrieb. Lies es wieder, u. siehe dann, wie 116 Peron’s Versuche über die Temperatur der See in den Tiefen stimmen. Damals wusste ich noch nichts von ihnen. Gut aber ists, dass sie da sind. Man kann nun freyer sprechen.

Fragst du, wie sich Magnetismus zu Electricität verhält? – Im System S. 386 steht meine ohnmasgebliche Antwort. Sie sind sich entgegengesetzt. Eigentlich der Magnetismus dem „Luminismus". (S. 386 letzte Zeile.) Wodurch? Das ist die schwerste Frage. Eins besteht unstreitig darinn, dass in der magnetischen Indifferenz, (also auch in ihrer Polarität) das ÷ das Uebergewicht, in der luminösen das + das Übergewicht hat. Sie verhalten sich unter einander eben so, wie Hydrogen zu Oxygen (nach der Reduction auf ihre electrische Natur) (s. oben). + u. ÷ jedes ganz für sich, sind immer sogenannte Electricitäten. Die Scaale wäre also ohngefähr

+ E . . . Luminismus .... Magnetismus .... ÷ E.

Ich gestehe allerdings nur 2 Kräfte zu, zwey Substanzen, wenn du willst, die geeint oder getrennt werden können. Sie sind aber von Kants Attractiv u. Repulsivkraft verschieden, als welche bloss ihr Schicksal bestimmen. Und dies ist mein pythagoräisches Quadrat; – wie aber aus diesen 2 bestimmtwerdenden, u. ihren 2 bestimmenden, die Unendlichkeit der Weltmannichfaltigkeit hervorgehe, ist auch mir noch so gut, wie Geheimniss.

In diesem Augenblick nemlich. Denn in den Beyträgen B. II. St. 4. S. 344 Note steht das Monument eines lichten Blickes hierein, u. ich werde seiner gewiss von neuem theilhaftig werden, sobald mich mein Genius ernstlich wieder darauf zurückbringt. Besiehe auch S. 365 Z. 10–6. von unten. Eine wahre Gottesoffenbarung aber finde ich Herder’s älteste Urkunde B. II. S. 106. Ohne menschlich – moralisch – göttlich zu sprechen, wird es niemals möglich seyn, würdig, ja überhaupt, die Entwicklung ins Individuelle darzustellen, dann wirst du es verstehen, was ich meinte, wenn ichs jetzt mir so ausdrücke: Gott erröthete. Über Herdern habe ichs zum ersten Male verstanden, was Fr. Schlegel immer wollte, wenn er sagte, ohne Einsicht in 117das gute u. böse Princip sey in der Physik nichts zu machen, u. dieses müsse man erst entdecken. –

Ein erhabenes Bild des Naturbestands u. Wechsels gibt mir die Voltaische Säule. Leite ich am einen Pol ab, so steigt der andere, u. umgekehrt. Die Spannung aber kann ich nicht vernichten, als durch die Schliessung u. im Maasse ihrer. Eine partiell geschlossene Säule aber befolgt noch immer die Gesetze der ungeschlossenen fest, eben weil sie zum Theil noch ungeschlossen ist. Auch wirkt sie nur, gibt nur Producte etc., insofern sie nicht ganz geschlossen ist. Siehe die lange Note im System. So ist mir die Natur wahrhaftig eine partiell geschlossene Voltaische Säule oder Kette; die umgekehrten Erregungen, die zur Kette erfordert werden, liegen mir auch in der Natur. Und wem es deutl. ist, dass nur durch umgekehrte Erregungen, die Galv. Kette, eine aus sich selbst wiederholende Wirkung, eigentliche Kraft, möglich ist, der wird es merken, was mir die Entdeckungen der entgegengesetzten Erregbarkeiten gewesen sind.

Du meinst die zwey entgegengesetzten Erregbarkeiten setzten schon die Materie voraus! Aber habe ich nicht die Materie (vereinzelt, als Körper) schon dargestellt, als blosses Phänomen des Conflicts beyder Erregungen? – Construirt habe ich die entgegengesetzten Erregungen noch nicht. Ich mache es allerdings wie der Experimentator; ich warte bis es kommt. Doch kann ich auch nicht einmal sagen, was ich alles schon gemacht habe, das fällt mir erst ein, wenn ich auf organischem Gange ganz unwillkürlich wieder dazu komme, u. schreiben thue ich eine solche Sache nicht eher, bis sie mir vor lauter Klarheit bis in die Finger kommt, dann aber auch gewiss, u. wenn ich die Gelegenheit vom Zaune brechen soll. Ach, lieber Freund, es ist noch gar viel übrig, bis ich erst zur Entdeckung dieser Construction komme u. kommen kann. Dahin gehört, so zu sagen, die Lehre von den 7 Himmeln, d. i. die Kenntniss der verschiedenen Regionen jedes Körpers. Nennen wir die äusserste, die zunächst von jedem Reiz afficirte, die erste, so ist sie die, in welcher die erste Klasse eingreift; die zweyte, die in welcher die 2te Klasse übergreift. Aber es gibt von Regionen gewiss noch mehrere. Wenn Säure ein Metall oxydirt, dann hat Process zweyter Klasse 118statt. Wir setzen, es nehmen 1000 Theile des Metalls 86 Theil Sauerstoff auf, so entdecken wir durch diese doch wahrlich nur 14 Hydrogen in den ganzen 1000 Theilen Metallen, 986 bleiben als uns diesmal noch völlig unbekannt, u. unerkannt, zurück. Was sind sie? – Wasser, wie ich glaube! – Warum aber solches? – Und ist es ausgemacht, dass in den 986 keine Stufen mehr vorkommen? (von 1000 bis 986 nemlich nenne ich Eine Stufe).

Wenn ich Metalle legire, warum bekomme ich weder an Schwere noch Wärmecapacität, noch Oxydabilität, etc. das arithmetische Mittel. Unmöglich sind hier alle Stufen in den gegenseitigen Process eingegangen.

In den Beyträgen B. I. St. 3 u. 4. habe ich auch schon einmal mit diesen Stufen herumgekämpft.

Ein Zickzack wie der Blitz, ist jeder Körper in seinem Innern. Wie in den Gebirgen ruhen auch hier gar viele Lagen über einander u. von verschiedener Mächtigkeit. Dass es gleichsam die stecken gebliebene Mannichfaltigkeit, die nicht zur Evolution kam, sey, weiss ich recht gut (das evolvirteste hat die mindesten Regionen), aber welcher Herkules gehört dazu, aus dem evolvirten das evolable zu dechiffriren, u. wie muss man das evolvirte selbst dazu kennen. Aber wie gesagt, ich glaube, dass ich weiter bin, als ichs selbst noch weiss. Wenn mir wieder seyn wird, wie in der Nacht, wo ich den 6ten Abschn. des Systems schrieb, werde ich wohl dahinter kommen.

Unendlich aber haben ich – du – u. die Wissenschaft – (ich darf wohl so sagen) – es zu bedauern, dass du nicht zu mir kommen konntest. Hier lebe ich, wie in einer Einöde. Nicht einmal das Glück, die Jugend zu begeistern, kann mir hier werden. Das würde mich doch auch wieder begeistern. Wie viel 1000 Dinge hätten wir zusammen durcharbeiten wollen, und was hätten wir auf diesem kleinen Reichstag alles festsetzen wollen. Du weisst, dass du unter all’ meinen Freunden derjenige bist, mit dem sich am meisten sprechen lässt. Der Weiss ist gut, aber allemal erst 4 Wochen hinterher. Beym Sprechen wird er staunen, sogar auch böse. Einmal sind wir mit Prügeln aus einander gegangen. Indess habe ich das viel lieber, als wie mir’s 119 Horkel macht. W. ist böse, weil ers begreift, Horkel widersetzt sich, weil ers nicht begreift. Er besuchte mich vor m. Abgang von Jena auf 7 Wochen. Die letzte Hälfte der Beyträge ist 4 Schritt von seinem Stuhl geschrieben, unter ewigem Streiten, Kämpfen, Böseseyn, u. klarer Darstellung aus Bosheit. Es versteht sich, dass das meiste hiervon innerlich blieb. Jetzt, nun er sichs zu Hause überlegt hat, kommt er aber herum, u. da er eine ungeheure Menge Sachkenntnisse (Data) hat, so wirds sehr schön. – Dass wir den Frieden lieben, weisst du, u. von dir habe ich noch allemal gelernt – u. zwar auf der Stelle.

Was du mir Schellings wegen schreibst, missverstehe ich nicht im geringsten. Ich habe ihn aber meines Eignen Besten wegen bis jetzt ignorirt, d. h. nicht gelesen. Dass es so kommen musste, wie du mir schreibst (mit dem so häufigen Begegnen), das ist ein alter Glaube bey mir. Wäre ich aber auf irgend etwas begierig, so wäre es darauf, wo wir von einander abwichen. Hieraus soll für mich einst noch eine grosse Lehre entstehen, u. darum werde ich, sobald es Zeit seyn wird, ihn auch wirklich lesen. Mit meinem Irrthum werde ich dann im Anblick seiner Wahrheit erröthen, u. wiederum wird meine Wahrheit über seinen Irrthum ihres Triumphs sich sicher bewusst werden. Kurz, ich mag Schelling nicht eher lesen, bis ich es kritisch vermag. u. willkommen soll mir das Zeichen eines Freundes seyn, welches mir es angiebt, wenn es Zeit ist. Ich hoffe bey der Gelegenheit auch eine lange schon geahnte Entdeckung zu machen, die nemlich, über die stufenweisen Grenzen des A priori. Die verschiedenen Zustände in der Physik geben ein gutes Bild davon. Schelling aber glaubt [???: scheint] mir viel zu früh geglaubt zu haben, dass es nun alle sey. Den Montblanc hat er noch nicht erstiegen. –

Über den Gegensatz von Raum u. Zeit glaube ich wirst du Winkelmann’s Versuch einer dynamischen Physiologie lesen können. Es ist mir wenigstens erinnerlich, dass er ihn abgehandelt hat.

Die Pole der Zeit für sich aber, sind wieder eben so wichtig wie die des Raums. Jene möchte ich in Evolution u. Involution, diese in die e- u. involvirten, setzen. Wäre 120ich nur nicht zu faul, ich wollte dir herrliche Aphorismen hierüber aus meinem Tagebuch abschreiben.

[ Zeugnis Nr. 331: Um eine absolute Physik ist es keine Kleinigkeit. Ich habe dir glaub’ ich bereits einmal von meiner selbstständigen Formel geschrieben. Diese in ihrer Ausführung könnte so etwas geben. Der Summe nach bleibt sie sich in aller Ewigkeit gleich, kann nie angefangen haben, u. nie enden, u. ist wirklich, weil sie möglich ist. Sie lässt Raum und Zeit entstehen u. wechseln, individualisirt u. pulsirt. Wie ich diese entdeckte, bin ich mehrere Tage krank gewesen, wie sich mich ergriff u. angriff. Ich habe sie aber, wie Göthe seinen Faust, in einen Sack gebunden, den ich mich fürchte aufzumachen. Sie ist das absolute Fatum.

Ich hoffe noch den Punkt zu finden, wo ich die Erde, dem Ganzen immer wieder ähnlich, diesem Fatum unterordnen kann, um zur relativen Physik zu gelangen, in der, ohne Geschichte, auch kein Schritt vorwärts möglich ist. ]

Die Formel bedient sich zweyer Gegensätze:

a b und α β
b ist = { α β β = { a b

hierdurch gelangt sie zu dem Gegensatz b β.

Setze sie einander gegenüber, zerlegt so weit du kannst in ihr Inneres, u. lasse die Indifferenziirung dieser b u β beginnen, indem du überall b wie β als Ganzes u. als Theil, in den Theil u. das Ganze des Gegenüberstehenden eingreifen lässest. Ein unendliches aber geht daraus hervor, u. b u. β bleibt eine ewig gleiche immer wiederkehrende Grösse.

Es scheint in der Voraussetzung etwas widersprechendes zu liegen. Glücklicherweise finde ich die Natur diesen Widerspruch häufig als Gesetz befolgen. So z. B. Chromium u. Chromium + Oxygen, sind sich entgegengesetzt. Sie bilden chromiumsaures Chromium (Ich kann aber beweisen, dass in allen Metallauflösungen sich das Metall (ohne Oxygen) der Säure (der oxydirten) gegenüber befindet). Nenne Chromium b; Oxygen a, so hast du:

b u. β { a b
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Jetzt andere Dinge. Gehlen schreibt, Oberförster Köhler zu Litthauen habe an Klaproth gemeldet, dass ein frisch abgehauener Baumstamm eine natürliche Voltaische Säule sey. Wie er dies gefunden bemerkt Köhler nicht, verspricht aber, „auch auf chemische Wirkung diese natürliche Säule zu untersuchen u. mit sehr grossen Baumstämmen die Versuche fortzusetzen". Ich habe diese Neuigkeit selbst erst seit so kurzer Zeit, dass ich noch keine eignen Versuche aufstellen konnte. Es sollte mich aber wundern, wenn es bis über merklichen Geschmack, Froschcontractionen u. s. w. hinausginge. Soviel aber erwarte ich wohl. Muss doch schon zu Folge der electr. Polarität der Erde jeder Baumstamm sich im Ladungszustande befinden. Auch scheint mir die chemische Pflanzenbeobachtung Data für + Pol oben u. ÷ Pol unten zu geben.

Lowiz fand in allen von ihm untersuchten Meteorsteinen neben dem schon bekannten noch Chromiumsäure. – Im Blute hatte ich Chromium schon lange vermuthet. Magnesium fand Proust bereits im Ochsenblut. Ich wollte, dass man im Menschenblut recht scharf nach Nickel, Magnesium u. Chromium fragte.

Für die Akademie giebts noch blutwenig zu thun, da sie noch kein Geld dazu hat, u. ausserdem lege ich keine Hand für sie an. Theuer ists hier sehr, u. ich habe Mühe, mit dem Gehalte meinen u. der meinigen Leib zu erhalten.

Von der Schriftstellerey werden die Schulden bezahlt.

Gegenwärtig arbeite ich meine Journalaufsätze für den Druck um. Es werde 2–3 Alphabet zu Ostern erscheinen, worunter verschiedene neue, auch alte noch ungedruckte, Abhandlungen seyn werden.

Zu den neuen werden einige Critiken z. B. von Th. v. Saussure über die Vegetation, von Rumford alle seine Wärmeversuche, u. vielleicht von sämmtlichen Winterl’s Sachen, kommen. Der Rumford, mit Rücksicht auf Pictet etc. soll sehr interessant werden, ich habe dir einiges von dem, was verhandelt wird, eben mitgetheilt. An den Winterl will ich aber zuletzt. – Sage mir aber doch nur endlich einmal, wo Winterl’s Abhandlung, in der er + E als basisch u. ÷ E als acid beweisst, steckt? Du musst sie 122doch gelesen haben; theile mir doch den Inhalt mit. Ich weiss es recht eigentlich nicht, wie er das beweisen kann.

Zum System des Galvanismus sammle ich gewaltig. Ich wollte dir unendlich gut seyn, wenn du mir helfen, u. zusammensuchen wolltest, was im Norden deutsch, dänisch, schwedisch oder so weiter über Galvanismus erschien. Pfaff u. Seebeck’s nordisches Archiv, u. Saxtorph’s Electricitätslehre, habe ich, sonst nichts.

Im System werde ich auch statt ÷ E, ○ E, u. statt der Indifferenz ⊗ schreiben. + u. ○ sind Abbreviaturen der Lichtenberg’schen Figuren oder die Zeichen, die sich die Electricitäten selbst geben. ⊗ ist das Rad der Sphynx. Merkwürdig ist, wie + zugl. Symbol der Evolution, ○ Symbol der Involution seyn kann. Wirklich aber herrscht auf der evolabelsten Seite der Natur + E (Oxygen) vor, auf der involabelsten aber ○ E (Hydrogen) (s. electr. System.)

Auch die stralenden Sterne im gal v. Funken, sind positive Lichtenbergische electrische Lichtfiguren, die runden Kerne negative. Dass jene roth, diese blau sind, ist ein neuer Beweis der Identität v. + E u. stralender Wärme, u. ÷ E u. stralender Kälte.

Für die Atmosphäre, u. die Meteore gehen aus meinen Ansichten über Licht, Wärme u. Kälte, u. Electricität, herrliche Dinge hervor besonders über die Bedingungen, unter denen strahlende Wärme u. Kälte in Electricitäten übergehen können. Es darf nur Flächenleitung möglich werden (durch Wolke, Dünste etc.), dann gibts Gewitter, Nordlichter etc. etc.

Für dein Anerbieten wegen des Auszugs aus dem meteorologischen Tagebuch danke ich dir aufs verbindlichste. Wenn du dein Versprechen noch vor Michaelis halten könntest, würde es mir ausserordentl. angenehm seyn, damit ich davon noch, für die meteorologischen Aufsätze im Gilbert, die ich jetzt wieder abdrucken lasse, Gebrauch machen kann. Um Nordlichter verzeichnisse aus nördlichen Gegenden ist es mir sehr zu thun. Auch mein immer mehr zunehmendes Feuerkugelregister wird vollständiger werden. Auch über Meteorsteine sind jetzt eine Menge Schriften bey uns erschienen, die ich zieml. alle habe.

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Ich arbeite jetzt auch an physischer Astronomie fleissiger. Ein Gesetz wird dich interessiren. Abnahme der Eccentricität der Bahn eines Planeten, ist Zeichen seiner Involution, Zunahme Zeichen seiner Evolution. In die erste Klasse gehört also ausser der Erde, Venus, Saturn u. Uranus; in die letzte: Mercur, Mars u. Jupiter.

Ich werde jetzt ein steinreicher Mann an neuen Metallen. Ich habe Cerium, Tantalum, Yttrium, Niccolan, Nickel (Richterschen), Kobalt (Richterschen), Chromium (König, Richterschen) u. zu Osmium, Rodium u. Iridium, auch zu reiner Platina, sind Anstalten getroffen. Kannst du Gahniumoxyd verschaffen? – Ich denke in kurzem eine grosse Reductionsarbeit anzufangen.

– Sehe ich jetzt ein wenig zurück, so finde ich freylich, dass mein Brief nichts weniger, als eine völlige Antwort auf die deinigen ist, aber ich kann mir für heute nicht helfen. Ich wollte eben doch gleich schreiben. Das übrige schiebe auf Laune, Wetter, oder was du willst. Man kommt nicht immer gleich den Augenblick in ein ordentliches Gespräch, es kommt aber wohl nach, u. so rechne auch du darauf, dass ich dir so viel u. häufig schreiben werde, als mirs immer möglich u. gut däucht. Ich bin nichts weniger, als ein Systematiker, du bist es desto mehr. Mir ist Physik Erbauung, u. ich helfe mir oft mit einem ehrlichen Glauben über, von dem ich mir aber merke, dass es blosser Glauben ist. Auch ich werde der Welt das Heil nicht bringen, aber hoffentlich doch dazu beytragen, dass sie darnach verlangt.

Wie es übrigens mit dem Potenziren von Linie, Fläche u. Körper aussieht, weiss ich nicht. Ich habe noch wenig mit zu thun gehabt, u. will’s auch eher nicht, bis ichs brauche. Erkläre mir erst, was hier potenziren heisst.

Vom Uebergang der Wärme in Licht, musst du beynahe merken, was ich davon halte. Fasse doch ja scharf in die Augen, dass alle Wärme nur durch Stralung fortgepflanzt wird, dass nur am Heterogenen der Strahl zu thermometrischer Wärme (durch ÷ W) gebunden wird, das homogene aber unafficirt durchstreicht. „Fertige Wärme" wird gar nicht weiter getragen. Ich glaube steif u. fest, was Rumford sagt, dass Flüssigkeiten absolute Nicht-Leiter der Wärme sind 124(Leiten heisst hier zieml., stralende Wärme in thermometrische verwandeln.) Schon heterogene Flüssigkeiten aber, ihre Grenze aber, consumirt + W, u. davon, u. dass Kälte u. Wärme, sonst identische Flüssigkeit, selbst schon heterogen sind, kommt die einige Leitung bey Rumford u. a. noch her. Feste Körper leiten darum so gut, weil sie (insofern sie alle krystallisirt seyn müssen) durch u. durch heterogenisirt oder doch höchst heterogenisirbar, sind. Was die Heterogeneität auch bey der Wärme zu sagen hat, ist erstaunlich, u. die Bedingungen des Wärmeleitungs, u. des Electricitätserregungs (u. Leitungs) acts sind völlig dieselben. In meiner Abhandlung über Rumford wirst du vieles hieher gehörige finden.

Ich bedaure es nochmals, dass wir nicht sprechen können, u. schliesse. Ob Rumford unser Praesident wird, ist noch bis diesem Augenblick nicht entschieden, ob er gl. bereits ins Akademiegebäude eingezogen ist. Der Mann besitzt sehr viel Eitelkeit, u. ist ungemein zudringlich. Jedermann ist hier gegen ihn, u. zwar, ohne zu bemerken, dass man von allem übrigen, doch seine Wissenschaft, d. i. seine Kunst zu experimentiren, trennen muss, die ich wirklich hochachte.

Man hat mir gesagt, ich solle binnen Jahr u. Tag nach Frankreich und Italien reisen. Ich wünsche es, nicht Frankreich[s], sondern Hollands, der Schweiz, Italiens u. vielleicht auch Dänemarks wegen.

Möller ist jetzt nichts wie ein Katholik, übrigens aber doch der herrliche alte. Von Steffens höre ich gar nichts. Ich habe ihm Beyträge u. System geschickt, u. bin begierig, was er sagen wird, oder gesagt hat. ..........

Segne dich Gott, u. behalte lieb

deinen alten unveränderlichen

J. W. Ritter

Schreibe mir von jetzt an direct nach München.

Ich wohne: vor dem Maximiliansthore beym Galleriediener Gaill. Manthey empfiel mich bestens. Hast du Lust, Prof. der Chemie in Göttingen zu werden? Dazu könnte ich etwas beytragen. Jetzt ist Kielmayer berufen, der es aber sicher nicht annimmt. (Gadolin ging nicht). Dies giebt Zeit. Sömmering, mit [we]m ich vortreflich stehe, hatte mich vorgeshlagen, ehe man wusste, [dass] ich nach München gehe. Durch den, der wieder Heine’s intimer Freund ist, könnte ich vielleicht etwas machen. Du wärst uns dann wenigstens näher.