8/2555. An Philipp Christoph Kayser
Rom d. 13. Jan. 87.
Nun auch Ihnen m. l. K. aus der Hauptstadt der Welt ein zusammenhängendes Wort. Ich bin wie einer, der auf einem Schiffe schreibt die Bewegung hindert mich so ausführlich zu seyn als ich wollte.
Erstlich denn von unsrem Wercke.
Wann Sie enden könnten habe ich nur gefragt um etwa wegen dessen Publikation besorgt seyn zu können, da Sie noch so fleißig daran sind und so manches Gute daran thun; so sprechen wir uns vielleicht noch eh Sie ganz fertig sind, denn ich rechne sehr Sie auf meiner Rückreise zu besuchen.
Wie sehr freut mich daß Sie das Stück wieder durchgearbeitet; nur auf diese Weise gelangt man zu einer Fertigkeit. Laßen Sie uns weder an Zeit, Mühe und Kosten dencken, sie sind wohl angewendet wenn wir eine höhere Stufe ersteigen. Ich habe nach Weimar geschrieben daß man den ersten, und den vierten Ackt in Stimmen soll ausschreiben lassen, sollten Sie mit dem zweyten Ackte fertig werden so schicken Sie ihn nur an Seideln, daß er auch diesen ausschreiben läßt; so wird mir eine Freude vorbereitet, daß ich um so lieber nach Hause gehe.
Schreiben Sie mir doch auch bald Ihre Gedancken über den vierten Ackt daß ich dazu Ja und Amen sage.
Heute geht meine Iphigenie umgearbeitet nach Deutschland, möge Sie Ihnen auf Ostern, mit meinen übrigen Sachen einige gute Tage machen. [ Gräf Nr. 864c: Nun geh ich an die vier letzten Bände um was ich als Stückwerck versprochen, wenigstens als anscheinendes Ganze zu liefern. Ich brauche dazu viel Gedult und Zusammennehmens, in einer fremden Welt wo mich alles aus mir herauszieht und mich an sich lockt. ]
Das Lyrische Theater erfreut mich wenig hier. Die Ballette sind das Beste, übrigens alles lahm und langweilig.
Gerne schrieb ich mehr wenn mich die Nacht nicht übereilte. Ich bin müde und matt von des Tages Leben und Treiben.
Schreiben Sie mir bald, es wird mich immer erfreuen.
Grüßen Sie Fr. Schultheß, sie soll bald von mir hören.
G.