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1130.

1827, 1. October.

Mit Johann Peter Eckermann

Im Theater »Das Bild« von Houwald. Ich sah zwei Acte und ging dann [ Gräf Nr. 1536: zu Goethe, der mir die zweite Scene seines neuen ›Faust‹ vorlas.

»Ich habe in dem Kaiser,« sagte er, »einen Fürsten darzustellen gesucht, der alle möglichen Eigenschaften hat sein Land zu verlieren, welches ihm denn auch später wirklich gelingt.

Das Wohl des Reichs und seiner Unterthanen macht ihm keine Sorge; er denkt nur an sich und wie er sich von Tag zu Tag mit etwas Neuem amusire. Das Land ist ohne Recht und Gerechtigkeit, der Richter selber mitschuldig und auf der Seite der Verbrecher, die unerhörtesten Frevel geschehen ungehindert und ungestraft. Das Heer ist ohne Sold, ohne Disciplin und streift raubend umher, um sich seinen Sold selber zu verschaffen und sich selber zu helfen wie es kann. Die Staatskasse ist ohne Geld und ohne Hoffnung weiterer Zuflüsse. Im eigenen Haushalte des Kaisers sieht es nicht besser aus: es fehlt in Küche und Keller. Der Marschall, der von Tag zu Tag nicht mehr Rath zu schaffen weiß, ist bereits in den Händen wuchernder Juden, denen alles verpfändet ist, sodaß auf den kaiserlichen Tisch vorweggegessenes Brot kommt.

Der Staatsrath will Sr. Majestät über alle diese 227 Gebrechen Vorstellungen thun und ihre Abhilfe berathen; allein der gnädigste Herr ist sehr ungeneigt, solchen unangenehmen Dingen sein hohes Ohr zu leihen; er möchte sich lieber amusiren. Hier ist nun das wahre Element für Mephisto, der den bisherigen Narren schnell beseitigt und als neuer Narr und Rathgeber sogleich an der Seite des Kaisers ist.«

Goethe las die Scene und das Zwischen-Gemurmel der Menge ganz vortrefflich, ] und ich hatte einen sehr guten Abend.

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