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22/6167. An Johann Friedrich Heinrich Schlosser

Wohlgeborner,

Insonders hochgeehrtester Herr,

Ew. Wohlgebornen sorgfältigen Brief vom Anfange dieses Monats erhalte ich in Jena, da ich soeben von Carlsbad zurückkomme, und eile um so mehr denselben zu beantworten, als ich noch auf einen im April eingegangenen eine Erwiederung schuldig bin.

Vor allen Dingen übersende ich die ausgefüllte und unterzeichnete Declaration, damit der schuldige Abtrag sogleich geschehen könne.

Sodann danke ich gar sehr für die übersendete Rechnung und bitte dasjenige, was mir theils nach derselben, theils noch bis Michael zu Gute kommt, in Ducaten umzusetzen; nur muß ich wünschen, daß sie vollkommen vollwichtig seyen. Mit der Übersendung derselben hat es keine Eile, und wir können das Weitre darüber verabreden.

Die Bescheinigung wegen der Documente, die Ew. Wohlgebornen noch in Händen haben, liegt gleichfalls bey. Was diesen Punct betrifft, so habe ich Ihnen abermals für Sorgfalt, Ordnung und Aufmerksamkeit gar sehr zu danken. Was Sie wegen des Ochsischen Capitals verfügt, hat meinen völligen Beyfall.

129 Die Subscriptions-Anzeige der Herren Riepenhausen will ich zu befördern suchen. Ich habe schon seit mehrern Jahren aufrichtigen Antheil an den Talenten und dem Lebensgange dieser geschickten Künstler genommen. Ihr Herr Bruder scheint freylich ungern von Rom wegzugehen und ich kann es ihm nicht verdenken. In ein solches Leben kehrt man nicht wieder zurück.

Das Gesuch des Herrn von Leonhardi hat leider keine Gewährung gefunden. Nach dem Tode des Herrn von Riese hielt man für räthlicher die Stelle unbesetzt zu lassen, da sie vorher nicht bestanden hatte, und in der gegenwärtigen Lage der Dinge eine solche Mittelsperson nicht gerade nöthig schien.

Ob Herr Lohmeyer aus München während meiner Abwesenheit durch Weimar gereist, habe ich nicht erfahren. Sollte er dahin kommen, wenn ich gegenwärtig bin, so werde ich ihn gewiß freundlich aufnehmen.

Die nähere Bekanntschaft mit Herrn Boisserée, seinen Arbeiten und Bemühungen ist mir sehr angenehm und nützlich gewesen. Er machte mir Hoffnung, daß ich ihn in Carlsbad wieder sehen würde, wohin er von Dresden aus zu gehen sich vorgesetzt hatte; allein ich mußte leider abreisen, ohne ihn erwarten zu können. Grüßen Sie ihn vielmals wenn er bey Ihnen durchgeht und sagen ihm viel Schönes von mir.

130 [ Gräf Nr. 1132: Herrn Cornelius danken Sie für seinen Brief und sagen ihm, daß mir jedes Zeichen seiner Neigung und seines Andenkens willkommen seyn wird. Ich hätte gewünscht, er wäre persönlich dabey gewesen, um zu erfahren wie gut seine Zeichnungen aufgenommen worden. Ich habe mich in dem Briefe an ihn nur mäßig ausgedruckt, wie man im Schreiben billig thun soll; ich wünschte aber, wie gesagt, daß er sich in der Gegenwart des Enthusiasmus hätte erfreuen können, den seine Arbeiten erregt haben. ]

Des Herrn Professor Textor in Tübigen werde ich nicht ermangeln gehörigen Orts zu gedenken.

Für die übersendeten Notizen danke ich gleichfalls zum allerschönsten. Frau Melber und den übrigen Mittheilenden bitte mich dankbar zu empfehlen. Über die Hauptsache d.h. über den Zweck, wozu ich sie gewünscht habe, werde ich mich nächstens umständlicher äußern können. Würden Sie mir wohl das Notizenbuch Ihres Herrn Vaters auf kurze Zeit communiciren? Es ist mir mehr um einen chronologischen Anhalt, als um andre Nachrichten zu thun; doch bitte ich ja, wenn Sie irgend ein Bedenken tragen diesen Wunsch als nicht geäußert betrachten.

Da bey dieser Gelegenheit manche Frankfurter Alterthümlichkeiten zur Sprache kommen, und Personen, die sich dafür interessiren, Eins und das Andre mit Augen schauen möchten; so frage ich an, ob Sie mir nicht einen ehmaligen Frankfurter Raths-Calender, wie man ihn an die Wand hing, mit den Wappen der sämmtlichen Rathsglieder verschaffen könnten. Nicht weniger wünschte ich einen hölzernen Becher und Stäbchen, wie sie dem Schultheiß beym Pfeifergericht von den Abgeordneten der Städte überreicht wurden, zu erhalten. Vielleicht finden sich auch noch ein paar Handschuhe von dieser Ceremonie. Wie steht es überhaupt mit derselben, wird sie noch beobachtet, oder ist sie mit so manchem andern verschollen?

Soviel für dießmal. Der ich mich zu freundschaftlichem Andenken bestens empfehle

Jena d. 10. Jul. 1811.

J. W. v. Goethe.