22/6144. An Ludwig Gottlieb Carl Nauwerck
[Concept.]
Die früher gesendete Erscheinung auf dem Winterberg hat mir viel Freude gemacht. Sie zeigen dadurch, was die Parodie eigentlich seyn sollte. Ein edler Gegenstand wird ironisch behandelt, aber nicht fratzenhaft. Ich müßte sehr weitläuftig werden, wenn ich alles was in diesem Sinne aus Ihrer Zeichnung in Vergleich mit der Transfiguration herzuleiten wäre, gehörig aussprechen wollte.
An Ihrem Dädalus habe ich gesehen, wie sehr Sie bisher bemüht gewesen, edle und schöne Formen in ihrer Bedeutsamkeit zu studiren. Das Ganze ist gut gedacht, heiter und ernst zugleich. Hätte doch der Himmel gewollt, daß Sie Ihr Talent von früher Jugend an in Italien hätten ausbilden können. Doch man weiß ja nicht, was man in der jetzigen Zeit Jemand wünschen soll, da man selbst auf Flügeln der Morgenröthe dem Unfrieden und der Zerstörung nicht wohl entgehen könnte.
[ Gräf Nr. 1125: Ihren Auerbachs Keller habe ich mit Vergnügen zu seinen Geschwistern versammelt. Sie finden durchaus vielen Beyfall und ich denke es wird sich doch wohl auch ein Käufer finden. Wären die Zeiten nicht für einen Jeden bedenklich, so würde ich mich schon wegen derselben für Ihren Schuldner erklärt haben. ]
An Herrn von Kügelgen ist das Gemälde wohlgepackt abgegangen. Ich gehe dieser Tage nach Carlsbad um einen Theil des Sommers in Böhmen zuzubringen. Möge ich von Zeit zu Zeit vernehmen, daß Sie sich in einem unverruckten Zustande wohl befinden.
Weimar, den 8. May 1811.